Zuletzt aktualisiert am 17. März 2019
Wer es noch nicht gehört hat: Das Wechselmodell ist ein Modell bei dem die Kinder nach einer Trennung zwischen den Wohnungen von Mama und Papa wechseln.
Wenn mich jemand fragt, wie das bei uns ist, sage ich oft: Ich bin Alleinerziehend in Teilzeit. Denn so fühlt es sich an. Die Hälfte der Woche bin in Alleinerziehend, die andere Hälfte der Woche bin ich Single.
Komisch war das vor allem am Anfang, als ich auf einmal ganz allein zu Hause war. Kein Mann, kein Kind. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Im Leben kann man wohl doch nicht alles planen.
Nun sind wir ganz zufrieden mit dem Wechselmodell und ich denke, es ist das Beste was nach einer Trennung für das Kind möglich ist.
Braucht ein Kind nicht ein Zuhause?
Braucht ein Kind nicht zwei Zuhause? Ich weiß es nicht. Es kommt vermutlich auf das Kind an. Und auch auf die Lebenssituation der Eltern. Auf Das Alter des Kindes, und wer weiß worauf noch.
Ich denke, für das Kind ist es wichtig eine gute Bindung zu seinen Eltern zu haben. Im Grunde müssen es auch nicht die Eltern sein. Verlässliche Erwachsene. Das ist wichtig.
Eine gute Voraussetzung für den Aufbau und den Erhalt einer guten Bindung ist es Zeit mit seinem Kind zu verbringen.
Die Vorteile des Wechselmodells
Zwei Zuhause haben sicherlich einige Nachteile, aber auch viele Vorteile. So lernt meine Tochter zwei verschiedene Modelle die Welt zu sehen kennen. Das tun vermutlich alle Kinder. Nicht nur Zwei, sondern soviele wie es Menschen gibt.
Bei zwei Zuhausen wird der Unterschied deutlicher. Meine Tochter hat mehrere Bezugspersonen, die alle verschiedene Interessen und Fähigkeiten mitbringen. Sie kann sich das aussuchen, was ihr gefällt.
Von der Oma das Stricken. Von Papa Klettern, von mir das Lesen. Wer weiß? Kinder suchen sich ihre Vorbilder selbst aus.
Im Vergleich zum klassischen Alleinerziehenden Modell, hat unsere Tochter den Vorteil, dass ihre Eltern entspannter sind. Vermute ich zumindest. Denn jeder hat Zeit sich um sich zu kümmern und muss nicht 24/7 für das Kind verantwortlich sein.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es beide Elternteile im Alltag, wie am Wochenende erlebeben kann. So kennt sie uns auch als „normale“ vom Alltag mitgenommene Erwachsene und nicht nur als das Spaßelternteil, dass schöne Wochenenden gestalten kann. Sie kennt uns als die, die wir sind.
Jeder muss selbst entscheiden, welches Modell er oder sie am Besten findet und was umsetzbar ist.
Wie funktioniert das Wechselmodell?
Es gibt viele Varianten. Wir zum Beispiel leben im 2-2-5-5 Rhythmus, den nur die Beteiligten verstehen können. Regelmäßig ist es eine Herausforderung anderen Menschen zu erklären wie das funktioniert. Ok. Es ist möglich:
Meine Tochter hat feste Zeiten, wann sie bei wem ist: Montag und Dienstag: Mama-Tag, Mittwoch und Donnerstag: Papa-Tag. Freitag bis Sonntag im zweiwöchentlichen Rhythmus. Wer mitgerechnet hat entdeckt den 5-Tage Zeitraum von Freitag bis Dienstag oder von Mittwoch bis Sonntag.
Man kann auch Woche/Woche wechseln oder zweiwöchentlich. Oder sogar monatlich.
Es kommt mal wieder ganz auf das Kind an, und auch auf das Alter des Kindes. Je jünger ein Kind ist, desto besser ist es häufiger zu wechseln.
Wir können durch unseren 2-2-5-5-Rhythmus z.B. jeden Montag eine Stunde Klavierunterricht einplanen, wenn wir möchten und brauchen dazu keine extra Absprache mit dem Papa treffen. Der kann seinen Dienstplan nach den Betreuungszeiten ausrichten. Und so haben wir uns alle im Rhythmus eingegroovt.
Alleinerziehend in Teilzeit ist nicht Alleinerziehend
Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich nicht 100% alleinerziehend bin. Ich habe viel Zeit für mich selbst. Ich brauche an zwei Tagen in der Woche keinen Babysitter engagieren, wenn ich ausgehen möchte.
Wenn das Kind krank ist, bin ich nur in der Hälfte der Fälle zuständig zum Arzt zu gehen und meinem Arbeitgeber Bescheid zu sagen.
Das Wechselmodell ist teuer
Wir brauchen zwei Kinderzimmer. Zwei Klaviere (oder auch e-Pianos), zwei gefüllte Kleiderschränke, zwei Weihnachtsbescherungen, ebenso Geburtstagsgeschenke.
Da wir beide gleich viel Betreuungszeit haben, zahlt keiner dem anderen Unterhalt. Jeder trägt seinen Kosten selbst.
Im Grunde ist es für beide Elternteile schwierig einen Vollzeitjob anzunehmen, denn mit den gegebenen Betreuungszeiten von Kindergarten und OGS, kann man nicht vollzeit arbeiten. Bzw. es wird extrem knapp. Es sei denn man hat einen Job an dem man an zwei Tagen die Woche längere Schichten schieben kann. Das geht jedoch nicht überall.
Wie ging das nach der Trennung?
Auch, wenn ich mir Familie immer anders vorgestellt habe, finde ich, dass wir für uns, für diesen Lebensabschnitt, eine tolle Lösung gefunden haben.
Das ging jedoch nicht ohne Unterstützung. Kurz nach der Trennung wusste ich im Gefühlschaos nicht ein noch aus, und da war es wichtig eine gute Beratung zu haben. Heute bin ich froh, dass wir damals die Menschen getroffen haben, die uns in diese Richtung unterstützt haben.
Im Grunde war es ein logischer Schritt. Da der Vater meiner Tochter von Anfang an genauso an der Erziehung beteiligt war wie ich. Wir haben beide viel Zeit mit unserer Tochter verbracht.
Und das tun wir heute immernoch. Beide.
Hast du Fragen zum Wechselmodell?
Schreib mir gerne eine E-Mail:
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Wir leben das Wechselmodell genau wie ihr! Mit genau den selben Tagen. Wie lustig. Und obwohl wir es schon 5 Jahre so leben, kann sich niemand außerhalb merken wann unsere Tochter wo ist. Aber Hauptsache wir drei wissen es :-)
Hallo Mary,
ich finde es auch immer wieder umständlich anderen das Modell zu erklären. Und wie erfrischend, wenn man sich mit jemanden unterhält, die*der genau weiß was man meint. „Ja, also am dritten Tag vom 5er-Block, machen wir immer…“ Echt cool ;)
Wie läuft es für euch im Wechselmodell?
Liebe Grüße,
Sonja
Danke dafür. Sollten mehr Frauen und Mütter so denken.
Ich möchte aber ergänzen, dass auch das Residenzmodelle mit der Wochenendbespaßung teuer ist. Denn auch hier muss ein Zimmer vorgehalten werden und es gibt auch hier die Häfltelung der Ferien. Heißt aus meiner Sicht: TRENNUNG ist immer teuer!
Es ist jedoch wichtig, dass es vom Gesetzgeber ein WECHSELMODELL überhaupt möglich wird
Hallo Mark,
danke für deinen Kommentar.
Ja, die gesetzlichen Bestimmungen zum Wechselmodell sind schwierig.
Zum Beispiel: wo ist der Hauptwohnsitz. Wer bekommt das Kindergeld.
Meinst du damit solche Fragen, die der Gesetzgeber verstehen und anpassen müsste?
Liebe Grüße,
Sonja