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Nein sagen in 4 liebevollen Schritten

Nein sagen Elterncoaching Elternberatung Famlienberatung Bonn Sonja Martin

Zuletzt aktualisiert am 6. März 2021

„Nein“-sagen ist gar nicht so einfach. Wie viele Eltern, hast du vielleicht Schwierigkeiten „Nein“ zu sagen. Du möchtest deine Kinder verwöhnen oder zumindest: Du möchtest alle Bedürfnisse deines Kindes erfüllen. Deshalb fällt es dir schwer „Nein“ zu sagen. Du glaubst, dass du deinem Kind schadest, wenn du nicht auf seine Wünsche eingehst und, dass du willst natürlich nur das Beste für dein Kind. Dann ist der Artikel für dich.

Du tust alles für den Kind und gleichzeitig fühlst du dich ausgebrannt und erschöpft. Es macht dir keinen Spaß mehr mit deinem Kind zu spielen. Du tust es nur noch aus Pflichtgefühl, weil du alle Bedürfnisse deines Kindes erfüllen möchtest. Dabei hattest du schon lange keine Zeit mehr für dich. Du sehnst dich nach einem ruhigen Spaziergang allein, oder ein Bad nur für dich. Du sehnst dich nach einem Kaffee mit deiner*m besten Freund*in. Doch wie soll dir das gelingen? Ohne „Nein“ zu sagen?

Gar nicht! Du musst lernen „Nein“ zu sagen. Du musst natürlich gar nichts, doch die eigenen persönlichen Grenzen zuerst spüren und dann auch äußern zu können ist eine wichtige Fähigkeit, um langfristig gesund, leistungsfähig und liebevoll sein zu können. Ja: liebevoll. Denn wenn du nur noch aus Pflichtgefühl mitspielst, dann bringt das weder dir etwas noch deinem Kind, das genau merkt, dass du eigentlich keine Lust hast. Doch wie soll das gehen mit dem „Nein“ sagen? Du willst dein Kind schließlich nicht enttäuschen.

Nein aus Liebe

So lautet der Titel eines Buchs von Jesper Juul. Seit ich es las denke ich anders über das „Nein“-sagen. Es geht darum zu verstehen, dass wir aus Liebe „Nein“ sagen und nicht aus Egoismus oder Eigennutz oder weil wir uns nicht um unsere Kinder kümmern wollen. Es ist wichtig, dass du „Nein“ sagen lernst, damit du auf Dauer liebevoll für dein Kind da sein kannst.

Nein sagen mit Kleinkindern

Mit Kleinkindern kommt man zum ersten Mal in die Situation „Nein“ sagen zu wollen oder zu müssen. Säuglinge erfordern unsere gesamte Aufmerksamkeit. Wer sein Kind nach dem Attachment Parenting erzieht, der ist stets bestrebt die Bedürfnisse seines Kindes unverzüglich zu erfüllen. Bei Kleinkindern ab ca. 1 Jahr ändert sich das. Die Kinder sind mobiler und können sich in Bereiche bewegen, die sie besser nicht entdecken sollten, um sich nicht zu verletzten. Wenn die Kinder laufen können erst recht. Dann müssen wir sie manchmal einfangen, bevor sie auf die Straße laufen. In diesen Momenten muss ein „Nein“ ganz klar sein, um Kinder zu schützen.

Kinder nehmen die Welt anders wahr als Erwachsene

Kleinkinder entwickeln ihren eigenen Willen. Wenn Kinder die auf die Welt kommen, denken sie alles sei eins. Sehr philisophisch oder spirituell. Uns Erwachsenen tut es manchmal gut zu diesem Denken zurück zu kommen. Für Säuglinge ist es Realität. So nehmen sie die Welt wahr. Alles ist eins. Sie fühlen sich mit ihren engsten Bezugspersonen verbunden. Und zwar auf eine Weise, dass sie nicht unterscheiden können, dass sie zwei verschiedene Personen sind.

Die Ich-Entwicklung der Kinder stellt uns Erwachsene vor Herausforderungen

Dieses Bewusstsein entwickelt sich erst in der Ich-Entwicklung. Kinder verstehen, dass sie getrennt von ihren erwachsenen Bezugspersonen sind. Sie haben verschiedene Körper. Sie können sich von ihnen wegbewegen und die Welt entdecken. Kinder lernen, dass sie einen eigenen Willen haben, der nicht immer gleich ist mit dem Willen der Eltern.

Dieses Nicht-mehr-Eins-sein ist ein schmerzhafter Prozess. Und wird vor allem dann erlebt, wenn die Erwachsenen nicht dasselbe wollen wie das Kind: Wenn wir „Nein“ sagen. Das Kind erlebt dies als schmerzhaft: Es lernt, dass es nicht mehr „eins“ mit den Eltern ist und dass es einen Willen hat der verschieden von dem der Eltern ist.

Das Nein-sagen verstärkt also einen wichtigen Entwicklungsschritt bei Kindern: die Ich-Entwicklung. Der Schmerz den die Kinder empfinden ist normal und gehört zur Entwicklung dazu. Sie spüren, dass ihre Eltern andere Menschen sind als sie selbst. Die ebenfalls einen eigenen Willen haben.

Das persönliche „Nein“

Wenn wir „Nein“ sagen, um persönliche Grenzen zu setzen, dann lernen unsere Kinder uns besser kennen. Wir zeigen wer wir sind, und wer wir nicht sind. Wenn wir jedoch stur Regeln folgen, die wir nur glauben vertreten zu müssen, dann zeigen wir nicht uns selbst. Sondern spiegeln nur wider, was uns unsere Gesellschaft gelehrt hat. Ein „Nein“ wird besonders wertvoll, wenn wir unserem Kind zeigen, wer wir persönlich sind. Wenn wir uns nicht verstellen, sondern zu unseren eigenen Werten und Bedürfnissen stehen.

Wie ich ein persönliches „Nein“ formuliere

Man könnte denken „Nein“-sagen kann doch nicht so schwierig sein. Trotzdem stelle ich dir hier 4 Schritte vor, die vor, während und nach dem Nein sagen wichtig sind und die eventuell schon unbewusst ablaufen. Wenn du dir diese Schritte bewusst machst, kannst du dein Verhalten ändern oder anpassen. Und du kennst deinen Prozess. Das kann dir Sicherheit und Selbstvertrauen geben.

Schritt 1: Vorbereitung

Ich überlege mir bevor ich mein „Nein“ ausspreche, warum ich „Nein“ sagen möchte. Denn ich muss zu meinem Wort stehen, wenn ich es meinem Kleinkind sicher vermitteln will. Wenn ich später umschwenke, kann das zu mehr Verunsicherung führen und das Kind lernt, dass es nur lange genug weinen muss, um Mama oder Papa umzustimmen. Diese Verantwortung sollten wir Kindern jedoch nicht übertragen. Wenn sie am Ende durch ihr langes Weinen bestimmen, was in der Familie passiert, dann übernehmen sie damit zu viel Verantwortung. Diese Verantwortung sollte bei den Erwachsenen liegen.

Wenn Erwachsene ihre Verantwortung übernehmen und die Entscheidungen, die ihnen zu gehören selbst treffen, dann kann sich das Kind bei seinen Erwachsenen sicher fühlen. Ist das Kind jedoch unsicher, weil die Erwachsen öfters ihre Meinung ändern, fällt es einem Kind schwer sich zu beruhigen.

Warum ich „Nein“ sage

Ich werde mir darüber bewusst, warum ich „Nein“ sage. Ich setzte nicht einfach nur eine Grenze, weil da nun mal eine hin gehört. Ich folge nicht einfach gesellschaftlichen Konventionen. Nein. Ich sage „Nein“ zu meinem Kind, wenn ich eine persönliche Grenze spüre. Diese Grenze spüre ich, wenn ich zum Beispiel Wut wahrnehme oder ein innerliches Zögern, welches sich einfach nicht in ein „Ja“ umkehren möchte. Diese Signale zeigen mir, dass ich nicht will.

Ich werde mir meiner eigenen Bedürfnisse und Werte bewusst

Zum Beispiel: Ich spüre diese Wut, oder Angst, weil sich dahinter ein Bedürfnis von mir zeigt. Vielleicht habe ich das Bedürfnis nach Ordnung, nach Gemeinschaft, nach dem was ich mit Familie verbinde, oder nach Sicherheit. Wenn mein Kind beispielsweise nicht am Esstisch essen möchte, spüre ich in mir Wut. Dann kann ich mich fragen, wieso ich diese Wut spüre. Ich nehme meine Wut wahr, weil mir etwas wichtig ist. Ich möchte, dass wir zusammen am Tisch sitzen und essen. Für mich hat das etwas mit Familie zu tun. Mir ist Familie wichtig. Das kann ich meinem Kind auch so erklären. Ganz nach den Regeln der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg könntest du für dich erkennen: „Ich sehe: Du willst aufstehen. Ich bin verärgert. Ich möchte mich gut um dich kümmern und mir ist Familie und Beisammensein wichtig. Das möchte ich dir gerne beibringen. Würdest du bitte mit uns zusammen essen?“

Kleine Kinder brauchen Klarheit und Sicherheit

Bei kleinen Kindern reicht es zu sagen: „Ich sehe, dass du aufstehen willst und ich bin wütend. Bitte bleib jetzt sitzen.“ Oder: „Nein, du bleibst jetzt bitte sitzen, weil ich das möchte.“ Bei kleinen Kindern können wir eine einfachere und verkürzte Sprache verwenden. Kleine Kinder brauchen Klarheit. Wenn wir sie mit einer langen Erklärung ablenken, kann es sein, dass sie uns sprachlich nicht folgen können. Für die Altersgruppe von 1-3 ist es wichtig möglichst klare Botschaften zu senden, wenn wir unser persönliches „Nein“ aussprechen. Für uns sollten wir jedoch im Hinterkopf behalten, warum wir „Nein“ sagen: Weil wir ein Bedürfnis haben, welchem wir nachkommen, indem wir „Nein“ zu unserem Kind sagen.

Wenn wir „Nein“ zu unserem Kind sagen, kommen wir unseren eigenen Bedürfnissen nach. Zum Beispiel dem Bedürfnis nach Familie erleben und diesen Wert an unsere Kinder weiter geben. Wir kommen dabei gleichzeitig auch dem Bedürfnis unseres Kindes nach uns besser kennen zu lernen. Kinder möchten uns als integre Person erleben. Das heißt unsere Gefühle, Worte und Handlungen stimmen überein. Das gibt unseren Kindern Sicherheit. Und Sicherheit ist eines der Grundbedürfnisse von Kindern. In der Steinzeit als sich unsere heutigen Gene durchgesetzt haben, die für unsere Kleinkindentwicklung zuständig sind, war es wichtig zu überleben. Das ist heute auch noch wichtig. Aber nur, weil man alleine in seinem Zimmer ist, heißt das nicht gleich, dass man in Lebensgefahr ist. Früher, als die Menschen noch draußen lebten, als Nomaden. War es wichtig nicht allein zurück gelassen zu werden. Kinder konnten früher nicht allein überleben.

Schritt 2: Nein sagen.

Eigentlich ist dieser zweite Schritt einfach. Nachdem ich weiß, warum ich Nein sage, sage ich es einfach: „Nein.“ Vielleicht mit einer Begründung nach der gewaltfreien Kommunikation, aber ein „Nein, ich möchte das nicht.“ ist ebenfalls ausreichend.

Schritt 3: Zum „Nein“ stehen.

Im dritten Schritt ist es wichtig zu seinem „Nein“ zu stehen. Wenn ich umschwenke, weil mein Kind anfängt zu weinen, und ich mich öfters so verhalte, dann lernt mein Kind mich nicht als integer kennen. Wie oben beschrieben: mein Kind braucht eine Person deren Worte und Handlungen überein stimmen, um sich sicher zu fühlen. Wenn du dich bisher anders verhalten hast, ist es nun ein Lernprozess für dein Kind, dich und deine persönlichen Grenzen besser kennen zu lernen. Wenn du jedoch nicht dazu stehst was du gesagt hast, wirft das dein Kind in einen unsicheren Zustand zurück. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen es Sinn macht sich umzuentscheiden. Dann begründe dies auch gut und entschuldige dich, für dein unklares Verhalten. Zum Beispiel: „Es tut mir leid. Du hast recht. Ich sehe, dass du spielen willst und du brauchst nicht länger mit uns am Tisch sitzen.“ Bei jüngeren Kindern kannst du das denken und dich kürzer fassen. „Es tut mir leid. Du darfst aufstehen.“ Dann überlege dir in Zukunft in diesen Situationen nicht mehr „Nein“ zu sagen, sondern erlaube beispielsweise deinem Kind von Anfang an aufzustehen, wenn es selbst mit dem Essen fertig ist. So kannst du in Zukunft wieder mit Klarheit kommunizieren.

Wenn du in einer Partnerschaft bist, macht es Sinn solche Regeln zuerst mit deinem*r Partner*in zu besprechen. Es hilft niemanden, jeden Tag darüber zu streiten oder wenn eine*r still seinen Frust mit dem Abendessen runter schluckt. Ich denke es macht Sinn, sich darüber auszutauschen welche verschiedenen Bedürfnisse in der Familie sind. Ihr Erwachsenen habt die Verantwortung für die Kommunikation in der Familie. Wenn ihr Regeln aufstellt, dann tut dies gemeinsam. Wenn eure Kinder älter sind, auch mit ihnen zusammen.

Die Erwachsenen haben die Verantwortung für die Kommunikation in der Familie.

Schritt 4: Kind trösten

Es ist sehr wahrscheinlich, dass dein Kind dein „Nein“ nicht einfach so hin nimmt. Kleine Kinder weinen meist, da dies die einzige Methode ist, wie sie sich ausdrücken können, wenn sie noch nicht sprechen können. Sie erleben, wie oben beschrieben, dass sie nicht eins mit dir sind. Ihr habt verschiedene Meinungen und einen unterschiedlichen Willen. Ihr seid zwei verschiedene Personen. Stichwort: Ich-Entwicklung.

Es ist wichtig, dass du dein Kind bei der Regulation seiner Gefühle begleitest und unterstütz. Kleine Kinder können ihre Emotionen noch nicht selbst regulieren. Am Anfang tut es dir vielleicht weh, wenn du dein Kind trösten musst, „nur“ weil du „Nein“ gesagt hast. Erinnere dich daran warum du „Nein“ gesagt hast. Du vertritts ein eigenes Bedürfnis oder einen Wert der dir wichtig ist. Im Beispiel war es der Wert der Familie. Erinnere dich daran, dass dein Kind das Bedürfnis hat dich als inter und kongruent wahrzunehmen. Es spürt deine Wut sowieso. Wenn du „Nein“ sagst handelst du stimmig. Wenn du jetzt umschwenkst, weil du Harmonie möchtest, dann erlebt dein Kind dich als unsicher. Dabei möchte es, dass du Sicherheit vermittelst. Denn du sicherst sein Überleben. Denk an die Nomadenzeit.

Scheinbare Harmonie ist nicht hilfreich

Warum, dann nicht gleich dem Bedürfnis nach Harmonie nach kommen, fragst du dich vielleicht? Meine Gegenfrage lautet: Was ist dir wichtiger: Harmonie oder Familie (ersetzte es durch den Wert oder das Bedürfnis, das du in deiner Situation ermittelt hast, „Familie“ war nur das Beispiel). Harmonie ist ein zweischneidiges Bedürfnis. Wenn wir Harmonie an oberste Stelle setzen, und das würden wir in diesem Falle tun, dann übergehst du andere Bedürfnisse, die dir wichtiger sind. Mache dir bewusst warum du „Nein“ sagst“ (siehe Schritt 1).

Über das Trösten habe ich schon einmal geschrieben. Dort ging es mir vor allem um das Trösten, wenn sich ein Kind verletzt hat. Aber die Grundprinzipien funktionieren auch hier.

Wir dürfen anders trösten

Vielleicht hast du es als Kind so erlebt, dass du dich benehmen musstest. Du durftest nicht wütend oder traurig sein. „Stell dich nicht so an.“ „Sei nicht so sensibel.“ „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ Unsere Eltern haben damals nach dem Bild gehandelt, dass sie selbst von Kindererziehung hatten und was sie für richtig hielten. Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Immer mehr Menschen finden eine bedürfnisorientierte Erziehung sinnvoll und passend zu ihren eigenen Werten.

Alle Gefühle sind okay

Dein Kind darf wütend oder traurig sein und Angst haben. Das sind ganz normale Gefühle. Dein Job als erwachsener Mensch ist es dein Kind dabei zu begleiten und zu unterstützen seine Gefühle zu regulieren. Kinder können das noch nicht allein. Und seien wir mal ehrlich: Uns tut es auch gut unsere Gefühle mit Freund*innen oder Kolleg*innen zu teilen. Wir sind soziale Wesen und ich bin der Meinung, dass es ganz normal ist, dass wir unsere Gefühle mit unseren Mitmenschen teilen und uns somit gegenseitig bei der Regulation helfen. Niemand muss das allein können und Kinder schon gar nicht. Natürlich lernen wir spätestens im Schulalter, dass es gesellschaftlich nicht mehr angemessen ist in Tränen auszubrechen und wir regulieren unsere Gefühle selbst. Wir könnten uns fragen, wie gesund es ist diese Gefühle längere Zeit zurück zu halten und nicht offen auszuleben.

Kümmere dich gut um dich selbst

Zurück zum Trösten: Zuerst solltest du dich selbst in einem guten Zustand befinden. Das heißt du bist ruhig und nicht selbst wütend. Wenn du noch wütend auf dein Kind bist, versuche zuerst dich selbst zu beruhigen. Oder wie eben angesprochen, hole dir wenn Möglich Hilfe. Vielleicht hilft dir auch der Gedanke, dass du deine erwachsenen Sorgen am Abend mit deiner*m Partner*in oder mit einer*m Freund*in besprechen kannst, um dich für den Moment zu beruhigen und für dein Kind da zu sein. Unsere Fähigkeit uns selbst zurück zu nehmen, ist meines Erachtens nach wichtig, wenn wir uns um unsere Kinder kümmern.

Lass dein Kind mit seinen Gefühlen nie allein

Beim Trösten ist es wichtig, dass du bei deinem Kind bleibst. Es braucht deine Begleitung, um seine Gefühle zu regulieren. Wenn dein Kind wütend ist, braucht es vielleicht seine Zeit bis es sich trösten lässt. Du kennst dein Kind am besten. Schmollt es und braucht es Zeit bis es von selbst zu dir kommt? Oder schlägt es um sich und braucht jemanden der es hält und beschützt? Egal wie, sei sanft zu deinem Kind. Es ist normal, dass Kinder (und auch wir Erwachsene) wütend werden. Dein Kind braucht dich. Wenn du es in eine Ecke alleine schickst lernt es, dass es so wie es ist nicht willkommen ist. Dadurch wird eure Beziehung und der Selbstwert deines Kindes geschwächt. Was ich vermittle ist eine bedürfnisorientierte Erziehung. Daher rate ich dir bei deinem Kind zu bleiben. Wir sind soziale Wesen. Und wie oben beschrieben, ist es für Kinder schlimm alleine gelassen zu werden. In anderen Zeiten bedeutete das den sicheren Tod.

Kinder die heute alleine gelassen werden sterben natürlich nicht. Sie lernen jedoch eins: „Mir wird nicht geholfen.“ Die Biologen nennen das auch „erlernte Hilflosigkeit“. Das hat nichts mit der Selbstregulation der Gefühle zu tun. Wenn wir unsere Kinder aber dabei begleiten, dann lernen sie mit der Zeit ihre Gefühle selbst zu regulieren. Und das ist sehr wertvoll und gesund.

Durch Selbstreflexion können wir den ersten Schritt zur Veränderung gehen

Als Eltern kommen wir manchmal in schwierige Situationen, die uns überfordern. Wir wollen alle das Beste für unsere Kinder und manchmal wissen wir im gleichen Moment nicht was das ist. Vielleicht tun wir unbewusst das, was unsere Eltern getan haben, oder wir tun das genaue Gegenteil. Was uns helfen kann bewusster und damit selbstbewusster zu handeln ist die Selbstreflexion. Wir können im Nachhinein in Ruhe über Situationen, die schwierig waren, um beim nächsten mal anders zu handeln. Wenn du dein Verhalten deinem Kind gegenüber in bestimmten Situationen grundsätzlich ändern möchtest, dann gib dir und deinem Kind Zeit. Es dauert vermutlich 2 bis 4 Wochen bis das neue Verhalten bei dir und deinem Kind Früchte trägt. Wenn du zum Beispiel eine neue Methode des Tröstens probierst, dann bleib dran. Auch wenn dein Kind anfangs sehr lange braucht, um sich zu beruhigen. Bleib dran. Nach ein paar Wochen, weiß dein Kind genau was als nächstes passiert und kann sich schneller beruhigen und wieder sicher fühlen. Es lernt, dass dieses neue Verhalten von dir verlässlich ist. Jedes Mal, wenn es wütend ist oder weint, reagierst du auf eine bestimmte Art und Weise. Gib diesem Lernprozess Zeit.

Wenn du dein Verhalten ändern möchtest, dann fange mit dem ersten Schritt an: Der Selbstreflexion. Dafür habe ich ein Tagebuch entwickelt, welches du einfach herunter laden kannst. Ich arbeite mit der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Diese nutzen wir hier für uns selbst, für unsere Selbstreflexion.

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