Allgemein, Kindergartenkinder 3-6, Kleinkinder 1-3
Schreibe einen Kommentar

So tröstest du dein Kind in 7 Schritten

Sonja Martin Coach Elterncoaching Familienberatung Trösten

Zuletzt aktualisiert am 14. Juni 2022

Trösten ist einer unserer Hauptjobs als Eltern. Kinder können ihre Emotionen noch nicht selbst regulieren und brauchen unsere Hilfe dafür. Es ist wichtig, dass du bei deinem Kind bleibst und ihm Sicherheit gibst. Egal ob es traurig oder wütend ist oder sich gerade weh getan hat. Bei Wut fällt es uns Erwachsenen oft besonders schwer unsere Kinder zu trösten, weil wir selbst meistens gelernt haben, dass Wut kein erwünschtes Gefühl ist. Aber: Alle Gefühle sind wertvoll und wichtig. Darüber habe ich schon einmal geschrieben.

Wie geht es dir, wenn den Kind wütend ist?

Was wir auch beachten sollten ist, wie es uns selbst damit geht, dass unser Kind gerade „ausrastet“. Ein interessantes Wort. Das heißt es war vorher eingerastet. Worin? In unseren gesellschaftlichen Vorgaben und Erwartungen? Kinder dürfen alle ihre Gefühle spüren und Erwachsene übrigens auch! Daher ist mir wichtig, dass du auch auf dich schaust. Ich weiß, dass viele Eltern mit der eigenen Wut zu kämpfen haben, wenn sie mit ihren Kindern zusammen sind, die sich gerade nicht so verhalten, wie sie es gerne hätten und wie wir als Erwachsene und Gesellschaft vielleicht glauben, wie ein Kind zu sein hat.

Unsere Kinder weinen oft, wegen den Regeln, die wir aufstellen müssen.

Wir müssen unsere kleinen Kinder oft trösten, weil wir eine Regel aufgestellt haben, die den Kindern nicht passt. Zum Beispiel: „Nein, wir hauen uns nicht gegenseitig.“ „Nein, ich möchte nicht, dass du am Weihnachtsbaum ziehst.“ „Nein, du darfst nicht an der Steckdose spielen.“ Es gibt Regeln, die wir Erwachsenen aufstellen, um unsere Kinder zu schützen. Und trotzdem wird das Kind in dem Moment weinen und wütend sein, weil es nicht das tun kann, was es gerne möchte. Kleinkinder weinen auch, weil sie in der Autonomie-Phase erkennen müssen, dass sie nicht mehr Eins mit ihren Eltern sind. Diesen Prozess, zu verstehen, dass man getrennt voneinander ist, eine eigene Person, mit einem eigenen Willen, ist ein Lernprozess für Kinder, der oft frustrierend ist.

Kinder weinen oft, wenn wir unsere persönlichen Grenzen sichtbar machen.

Dann gibt es Situationen, in denen wir unsere eigenen Grenzen ziehen: „Nein, ich spiele jetzt nicht mit, ich brauche Ruhe.“ „Nein, ich spiele nicht mit, ich esse noch.“ Nein, ich komme nicht mit, ich unterhalte mich gerade.“ Wir dürfen und sollen, meiner Meinung nach, unsere eigenen Grenzen sichtbar machen. Nur so können unsere Kinder uns kennen lernen. Wir sind gleichzeitig ein Vorbild für unsere Kinder: Wir zeigen unsere Grenzen, unsere Bedürfnisse und sind wir selbst als Mensch. Wir kümmern uns gut um uns selbst, um die Energie zu haben mit der wir uns um unsere Kinder kümmern.

Aber welche 7 Schritte sind es jetzt, die ich dir zum Trösten vorschlagen will?

7 Schritte beim Trösten

  1. Versichere dich, dass sich deine Kinder nicht gegenseitig oder selbst verletzen können. Wenn du mehrere Kinder hast und diese sich streiten und schlagen, dann trenne die beiden. Wenn ein Kind an der Steckdose spielt, dann gehe zuerst sicher, dass es einen Abstand zur Steckdose findet. Eventuell hilfst du dabei; je nach Alter deines Kindes und ziehst es davon weg.
  2. Beruhige dich selbst. Atme einmal tief durch und achte darauf, wie du dich fühlst. Es ist eine gute Voraussetzung zum Trösten, wenn du nicht selbst sehr erschrocken, traurig oder wütend bist. Denke dabei daran, dass alle Gefühle okay sind. Wenn du einen Moment für dich brauchst, weil du gerade sehr wütend bist, dann gehe kurz in ein anderen Zimmer und zähle bis 10.
  3. Finde klare Worte: Bei jüngeren Kindern ist es wichtig klar zu kommunizieren. Stelle eine Regel auf. Zum Beispiel: „Wir schlagen uns nicht.“ „Wir spielen nicht an der Steckdose.“ Teile deinem Kind diese Regel mit. Du möchtest, dass dein Kind sicher ist und es ist deine Aufgabe dafür Sorge zu tragen.
  4. Jetzt beginnt das eigentliche Trösten: Sage deinem Kind welches Gefühl du bei ihm wahr nimmst. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass du wütend bist.“ – „Ich sehe, dass du traurig bist.“ Ältere Kinder kannst du auch fragen, wie es ihnen geht. Jüngeren vermitteln wir durch unsere Aussagen, die Sprache, um ihre Gefühle benennen zu können.
  5. Bleibe bei deinem Kind. Sage ihm was als nächstes passiert: „Ich bleibe bei dir. – Wenn du bereit bist kommst du zu mir und ich tröste dich.“ Manche Kinder brauchen Abstand, wenn sie wütend sind und wollen keinen Körperkontakt. Andere schlagen wild um sich. Höre auf dein Bauchgefühl und überlege, was dein Kind braucht. Manche Eltern halten ihre kleinen Kinder, wenn diese wild um sich schlagen. Schau ob das ein Weg für dich ist. Sorge dafür, dass sich dein Kind nicht selbst verletzen kann. Bleibe in jedem Fall an der Seite deines Kindes. Allein-sein bedeutete für Kinder in unserer evolutionären Vergangenheit den sicheren Tod. Daher haben sie Angst davor. Das Allein-sein wird eure Lage verschlimmern. Heute stirbt ein Kind zwar nicht davon allein in seinem Zimmer zu sein, aber es lernt: Für mich ist eh keiner da. In der Kognitionsbiologie nennt man das erlernte Hilfslosigkeit. Das Kind lernt, dass seine Handlungen keinen Effekt erzielen und beruhigt sich scheinbar. Tatsächlich verliert es Stück für Stück sein Gefühl von Selbstwirksamkeit, welche für die Persönlichkeitsentwicklung und das Lernen sehr wichtig ist.
  6. Sag deinem Kind „es ist okay, ich bin bei dir. Ich liebe dich.“ Nehme die Gefühle deines Kindes an und sei geduldig. Egal was um dich herum passiert, ob Leute gucken könnten, oder ob ihr es eigentlich eilig habt. Es ist wichtig, dass dein Kind spürt, dass es okay ist, so wie es ist; mit all seinen Gefühlen.
  7. Warte ab, bis sich deine Kind beruhigt hat. Wenn du dein Kind im Arm hälst, atme tief ein und aus. Dein Kind spürt die Bewegung deines Atems und wird selbst ruhiger werden. Habe Geduld. Wenn nötig wiederhole die Schritte 5 und 6. Warte bis dein Kind sich beruhigt. Falls du selbst unruhig und wütend wirst, dann wiederhole Schritt 1. Falls du selbst traurig bist, dann seid ihr zusammen traurig und könnt euch zusammen beruhigen. Das ist auch okay.

Immer, wenn wir unser Verhalten verändern, zum Beispiel ein neues Ritual einführen, wird es eine Weile dauern, bis dein Kind lernt, dass du dich in diesen Situationen immer so verhalten wirst. Plane 2 bis 4 Wochen Zeit für eure Umstellung ein. Dein Kind wird sich immer schneller beruhigen können, wenn es weiß, dass es bei dir sicher aufgehoben ist, und du nicht weggehen wirst, sondern du dein Kind im Trösten stärken wirst und bei seiner eigenen Gefühlsregulation belgeiten und unterstützen wirst.

Zum Weiterlesen

Meine Kollegin Birgit hat sich ebenfalls sehr detailliert mit dem Thema beschäftigt. Ich kann dir ihren Artikel mit genauer 3-Schritten-Anleitung empfehlen: Wutanfälle beim Kind schimpffrei begleiten (Anleitung & Tipps)

Teile diesen Blogpost mit deinen Freund*innen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert